Heute möchte ich über das Thema Sidemount sprechen…
Natürlich klingt der Titel „Sidemount Tauchen – Vorteil oder Modeerscheinung“ provokativ aber er hat definitiv seine Berechtigung.
So wie bei jeder Ausrüstungskonfiguration gibt es Vor- und Nachteile.
Wenn man sich den Ursprung des Sidemount Tauchens ansieht, hat es aus dieser Sicht aus durchaus seine Vorteile bzw. seine Berechtigung.
Doch sind nicht alle Tauchgänge mit Sidemount Konfiguration komfortabel durchführbar.
Gerade wenn eine gewisse Strecke zurück zu legen ist bevor man ins Wasser kommt.
Oder zum Beispiel von einem Tauchboot bei höherem Wellengang oder wenn sehr viel Blei durch Trockentauchanzüge und dicke Unterzieher benötigt wird.
Bzw. wenn man nach dem Einstieg ins Wasser schnell abtauchen muss.
Warum das Sidemount-Tauchen begann
Die Sidemount-Ausrüstung wurde von Höhlenforschern entwickelt, die in trockenen Höhlen auf überschwemmte Gebiete stießen, die nur mit Tauchausrüstung passierbar waren.
Doppelgeräte waren zu groß und unhandlich, um diese kleinen und begrenzten Bereiche effizient und sicher zu erreichen.
Die seitliche Anordnung der Tauchflaschen wurde zusammen mit neuen Fertigkeiten und Techniken entwickelt, um Tauchern ein sicheres Bewegen durch diese Höhlenumgebungen zu ermöglichen.
Quelle: SSI – Scuba Schools International
Geschichte des Sidemount-Tauchen
Sidemount entstand im Vereinigten Königreich in den 1960er Jahren, als Höhlenforscher einfache Tauchflaschen und Ausrüstungen verwendeten, um unerforschte Kaltwasserbecken in Höhlennetzen zu betauchen.
Erfahrene Forscher wollten die Grenzen über zuvor untersuchte Gebiete hinaus erweitern und über die Grenzen hinaus in unerforschte Bereiche vordringen.
Ihr Ziel war es, bekannte Gänge zu verbinden, um die Verbindung der einzelnen Grundwasserleiter nachzuweisen.
Um den Taucher stromlinienförmig zu machen, so dass er nur durch seine Körpergröße begrenzt war und sich durch kleine Bereiche quetschen konnte, entwickelten diese Forscher eine frühe Sidemount-Technik, mit der sie die Tauchflaschen entfernen konnten, während sie sich im Wasser befanden.
Die Vorteile des Sidemount-Tauchens begannen sich in der Tauchergemeinschaft zu verbreiten, und in den letzten Jahrzehnten haben internationale Entwicklungen diese frühen Sidemount-Techniken und -Ausrüstungen zum heutigen Sidemount-Tauchen verfeinert.
Heute ist es beim Höhlentauchen, Wracktauchen und im Freiwasser gebräuchlich.
Quelle: SSI – Scuba Schools International
Vor- / Nachteile des Sidemount Tauchens
Gewichtsreduktion
Hier kommen wir gleich zum ersten oftmals angepriesenen Vorteil der Gewichtsreduktion gegenüber einer Doppelgerät Konfiguration.
Ja natürlich, da man die Flaschen separat zum Einstiegspunkt bringen kann, ist die einzelne Gewichtsbelastung geringer aber nicht zwingend in Summe weniger.
Trockentauchen
Zu bedenken ist hier, dass in heimischen Gewässern die Wassertemperatur doch niedriger ist.
Ein Trockentauchanzug bringt hier definitiv einiges an Komfort bezüglich der Temperatur.
Jeder der im Umgang mit einem Trockentauchanzug geschult ist, weiß auch, dass im Vergleich zu einem Neoprenanzug mehr Blei benötigt wird.
Dies erhöht somit wieder das Gesamtgewicht welches in Summe mitgeführt werden muss.
Gewicht / Blei
Es ist sicherlich nicht im Sinne des Erfinders gewesen den Sidemount Harness mit 12 – bis teilweise 16 Kg Blei zu bestücken.
Wenn man diese Konfiguration mit diesem Gewicht taucht, könnte man den Tauchgang gleich mit einem klassischen Jacket und Monoflasche absolvieren.
Was in den meisten Fällen bei Tauchgängen welche ich live oftmals sehe und bei Zeiten bis max. 40 Minuten durchaus reichen würde.
Erreichbarkeit der Ventile
Ein weiterer Vorteil ist natürlich die einfache Erreichbarkeit der Flaschenventile damit du bei Problemen leicht die einzelnen Flaschen ab und wieder aufdrehen kannst.
In Kombination mit einem horizontalen Trimm bietet diese Konfiguration einen sehr geringen Wasserwiderstand was natürlich Einfluss auf den Luftverbrauch hat.
Durch die beiden einzeln zu bedienenden ist die Gefahr eines totalen Gasverlusts nahe zu Null, was natürlich einiges an Sicherheit mit sich bringt.
Speziell im Bereich des Höhlentauchens für das jenes Konzept entwickelt wurde macht es natürlich Sinn seine Flaschen seitlich anzubringen und gegeben falls für sehr enge Passagen ablegen zu können.
Realität
Bei vielen Sidemount Tauchern steht jedoch das Höhlentauchen nicht im Vordergrund und es wird hauptsächlich gemacht da es „neu“ und „cool“ ist.
Leider wird im Vorfeld zu wenig Aufklärung bezüglich der Vor- und Nachteile der einzelnen Konfigurationen betrieben.
Meist scheitert es schon am Instructor um das „richtige“ System für den Taucher zu finden.
Oftmals höre ich auch aussagen, wie z.B. Sidemount tauchen ist so super, dass musst du machen.
Auf die Bedürfnisse des Schülers wird meist nicht eingegangen.
Mir stellt sich auch öfters die Frage, wie ein Instructor eine vernünftige auf den Taucher angepasste Konfigurationsempfehlung abgeben kann, wenn er selbst nur eine taucht?
Egal welche Konfiguration dies auch ist.
Sich ein wenig über die anderen Möglichkeiten schlau zu machen ist sicher nicht unklug.
Doch erst live unter Wasser erfährt man am eigen Leib die Vor- und Nachteile, welche dann auch weiter gegeben werden können.
Meistens sehe ich die Ergebnisse…
Der „Schüler“ taucht oftmals mit der gleichen Konfiguration wie sein Lehrer bis er zufällig bei einem anderen eine Alternative sieht.
Selten beginnen diese Taucher eigenständig ihre Konfiguration zu hinterfragen und an ihre eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Gerade im Tauchsport, bei so vielen Konfigurationsmöglichkeiten und bei so vielen verschiedenen Einsatzzwecken sollte man beginnen selbst zu denken.
Hier möchte ich auch auf meinen anderen Blog, welcher schon etwas älter ist verweisen.
Selbst denken, statt andere denken lassen…
Richtiges Training
Um deine Fertigkeiten im Sidemount Bereich zu verbessern gibt es folgende unterstützende Trainings:
Somit kann man die Frage schlussendlich nicht 100%ig klären, ob Sidemount zu Tauchen ein Vorteil oder in den meisten Fällen eine „reine“ Modeerscheinung ist.
Du möchtest mehr Informationen, dann kontaktiere mich einfach per E-Mail unter office@scuba-instructor.at .